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Judaismus

Nach jüdischem Gesetz ist Jude, wer eine jüdische Mutter hat, oder nach orthodoxem Ritus zum Judentum übergetreten ist.

Viele Juden verstehen sich nur als Angehörige einer Religionsgemeinschaft.

Judaismus / Judentum   Führer und Propheten  J H W H   Die Tora   Die Zehn Gebote   Glauben   Koscher   LINKS

 

Judaismus / Judentum

Das Judentum ist eine Bezeichnung des jüdischen Volkes und/oder der jüdischen Religionsgemeinschaft. Die Juden bilden eine zugleich religiöse wie ethnische Gemeinschaft, und sehen sich nach traditionellem Selbstverständnis als Nachkommen der biblischen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob.

Ursprünglich bezeichnet das Wort jehudi (hebr.) nur den Angehörigen des israelitischen Stammes Juda (1 Chr 4,18), später ebenso den Einwohner des gleichnamigen Südreiches und der Provinz Judäa. Da Juda und Judäa in nachexilischer Zeit eine führende Stellung im Volk Israel einnehmen, wird das Wort »Juden« zur Bezeichnung des ganzen Volkes gebraucht.

Das Judentum beginnt religionsgeschichtlich mit dem Ende des Reiches Juda (587 v. Chr.), mit der Zeit des Babylonischen Exils. Es stellt die zweite Entwicklungsphase der israelitisch-jüdischen Geschichte dar und führt die Traditionen der ersten Phase der israelitischen Religion fort, dieser auf Mose (ca. 1250 v. Chr.) zurückgeführten Religion der Israeliten, eines sakralen Stämmeverbandes, der in den 12 Söhnen eines Stammvaters Jakob mit dem Bei- und Ehrennamen Israel ( hebr. »Gott möge sich als Herrscher erweisen«) personifiziert und nach letzterem benannt ist.

Nach Mose wird die israelitische Religion auch als mosaische Religion bezeichnet.

Die Anhänger der israelitisch-jüdischen Religion werden zur Zeit der 1. Phase vorwiegend Israeliten und die zur Zeit der nachfolgenden Phase Juden genannt. Hebräer ist ein in der Diaspora aufgekommener häufiger Name der Israeliten als der Nachkommen eines Stammvaters Eber (Ewer), der ein Urenkel Sems (Gen 10,21 ff.) ist. Für das Judentum ist die israelitische Religion normativ für den Glauben an Jahwe als den einen und alleinigen Gott, den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde. Das Judentum gehört zu den semitischen und den vorderasiatischen Religionen und wird zu den Weltreligionen gerechnet.

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Führer und Propheten

Das Judentum entstand vor über 4000 Jahren im Mittleren Osten. Die ersten Juden gehörten Nomadenstämmen an. Im Judentum gibt es keinen einzelnen Stifter, sondern Führer und Propheten, die Gottes Willen verkünden.

Die erste, historisch zumindest in Umrissen fassbare Gestalt findet sich in Mose, der als Sohn semitischer Eltern (aus dem Stamm Levi) geboren wird, als in Ägypten Pharao Ramses II. (1290-1224) regiert, und unter anderem auch semitische Nomaden aus dem Stamme Josefs Frondienste für die Ägypter leisten müssen.
Da ein Gebot des Ramses besteht, dass alle semitischen Jungen zu töten sind, wird Mose in einem Schilfkörbchen auf dem Nil ausgesetzt, dann als Findelkind von einer Tochter des Pharao geborgen und am Hof erzogen. Nach einem patriotischen Mord flieht Mose zum Hirtenvolk der Midianiter und heiratet hier die Zippora, die Tochter des Priesters Jethro (Jitro).
Der Schafe hütende Mose erlebt am Berge Horeb (Sinai) das Phänomen des brennenden, aber nicht verbrennenden Dornstrauchs. Der Lokalgott Jahwe offenbart hier in der Wüste seinen Namen: »Ich werde da sein, als der ich da sein werde« (Ex 3,14; nach M. Buber) und beruft Mose zu seinem Propheten: er soll die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft befreien.

Mit seinem Bruder Aaron kehrt Mose nach Ägypten zurück, um vom Pharao die Freilassung der Israeliten zu erreichen. Nacheinander suchen 10 verschiedene Plagen das Land heim, bis zur letzten, die den Tod aller Erstgeburt von Mensch und Tier bedeutet, und mit der erstmalig die Feier des Passahfestes verbunden ist, das zur Erinnerung an die Befreiung aus der Knechtschaft jährlich gefeiert wird. Da endlich ist der Herrscher bereit, Mose und die Israeliten gehen zu lassen. Jahwe zieht dem wandernden Volk als Wolken- und Feuersäule voraus.
Doch der Pharao widerruft seine Zustimmung und eilt dem Volk mit seinem Heer nach. Da durchschreiten die Israeliten das Rote Meer trockenen Fußes, während die Ägypter in den Fluten umkommen.
Für die Israeliten bestätigt das die Macht Jahwes und seines Mittlers Mose.

Am Berg Sinai ereignet sich die entscheidende (Sinai-) Offenbarung Jahwes, der hier einen Bund mit dem Volk Israel schließt, womit im eigentlichen Sinn die israelitische Volksreligion gestiftet wird. Inhalt der Offenbarung ist die Verfassung des Bundes, das Gesetz, das seinen sichtbaren Ausdruck in den Gesetzestafeln findet, für die nach Jahwes Anweisung eine (Bundes-) Lade geschaffen wird, die von nun an den sakralen Mittelpunkt bildet und bei der weiteren Wüstenwanderung dem Volk vorangetragen wird.

Nach vierzig Jahren Wüstenwanderung ist die Grenze zum »Gelobten Land« erreicht und Jahwe zeigt Mose vom Berge Nebo aus das Land Kanaan. Doch Mose soll den Jordan nicht mehr überschreiten, seine Lebenszeit ist mit 120 Jahren abgelaufen.
Unter Führung des Nachfolgers von Mose wandern Teile der israelistischen Stämme um 1200 v.Chr. in das weniger dicht besiedelte Kulturland Palästina (Landnahme) ein, und verbinden sich dort mit anderen, schon seit 1500 eingewanderten israelitischen Stämmen.
Um 1200 schließen sich die Israeliten gemeinsamer Herkunft und Gottesverehrung zwecks Schutzes eines zentralen Heiligtums zu einem sakralen Zwölfstämmeverband (Amphiktyonie) zusammen. In der Zeit zwischen 1200 bis 1000 v. Chr. wachen charismatische Anführer, die Richter, über Dienst und Recht des Gottes Jahwe.

Angesichts drohender Gefahren durch die wachsende Macht der benachbarten Philister und Ammoniter, kommt es im 11 Jh. zu einer ersten Staatenbildung und zur Einführung des Königtums in Israel. Unter König David (um 1006-966) vereinigen sich Juda und Israel zu einem Großreich und Jerusalem wird zur politischen und sakralen Hauptstadt. Durch die Überführung der Bundeslade bindet er die sakralen Traditionen der israelitischen Stämme an Jerusalem (Zion). König David werden zahlreiche Dichtungen von Psalmen zugeschrieben.
Davids Sohn und Nachfolger Salomo (um 966-926), gilt als Verfasser der biblischen Bücher: Sprüche, Prediger, Hoheslied und Psalmen. Er baut Jerusalem aus und errichtet nördlich der »Stadt Davids« einen umfangreichen Palastkomplex mit einem königlichen Heiligtum (Jahwe-Tempel), dem salomonischen bzw. 1. Tempel. Unter seiner Herrschaft werden Wissenschaft und Kunst gefördert.
Das Reich bricht nach Salomos Tod auseinander, es entstehen die beiden Kleinstaaten Juda, mit der Hauptstadt Jerusalem und das Nordreich Israel mit den Hauptstädten Sichem, dann Thirza (Tirza) und Pniel (Penuel) und später Samaria.
Der Prophet Elia (Elija) tritt als Führer einer Bewegung gegen die Dynastie Omri auf, als im Nordreich Israel zur Zeit des Königs Ahab (871-852), des Sohnes und Nachfolgers von Omri, der mit der phönikischen Prinzessin Isebel verheiratet ist, phönikische Gottheiten in Israel verehrt werden.
Unter den Königen Jehu und Menahem muss Israel in den Jahren 842 und 738 Tribut an die Assyrer entrichten.
Die Propheten Hosea und Amos entrüsten sich über die zunehmende Störung des sozialen Gleichgewichts und die Ausbeutung der Armen und prophezeien den Untergang des Reiches.
Nach dreijähriger Belagerung wird die Hauptstadt Samaria 722 erobert und zerstört, Israel wird assyrische Provinz und für zahlreiche Bewohner des Nordreiches Israel beginnt das assyrische Exil in Medien und Mesopotamien.
Die zurückgebliebene Bevölkerung vermischt sich mit fremden Neusiedlern (»Samariter«).
Im Südreich Juda kommt es unter Athalja (Atalja; 845-839) zur Einführung des Baalkultes. Der Prophet Jesaja (berufen 743) tritt zur Zeit Königs Azarjas (Asarja; 787-736) auf und erteilt auch politische Ratschläge.

Zu einer politischen und kultischen Restauration, der »deuteronomischen Reform« kommt es, als König Josia im Jahre 621 das alte Gesetzbuch im Tempelgebäude auffindet.
Die Ankündigungen des bevorstehenden Endes durch die Babylonier durch den Propheten Jeremia wird nicht ernst genommen, bis der Babylonier Nebukadnezar II. im Jahr 598 Jerusalem belagert.
Zwar kann König Jojachin die Stadt vor der Zerstörung retten, in dem er sich ergibt, doch wird die Oberschicht mit ihm nach Babylon deportiert.
587 wird Jerusalem nach 1 1/2 Jahren Belagerung erobert und mitsamt dem Tempel zerstört. Juda wird babylonische Provinz und viele Bewohner des Südreiches werden ins 50jährige Babylonische Exil deportiert. Es gelingt ihnen, während dieser Babylonischen Gefangenschaft ihre israelitischen Traditionen zu bewahren und die Voraussetzungen für eine Religion des Judentums zu schaffen. In Babylon entstehen große Teile der Bibel (u.a. Priesterschrift). Die Schriften der Bibel und deren Auslegung durch die Schriftgelehrten haben seit dieser Zeit zentrale Bedeutung.
Für das Selbstverständnis des Judentum werden Sabbatheiligung und Beschneidungsgebot, Reinheits- und Speisevorschriften wichtig.
Das Bekanntwerden mit dem Zoroastrismus in Persien hat Rückwirkungen auf jüdisches Denken (Gut und Böse, Gott und Teufel, Weltgericht und Totenauferstehung). Der Glaube und die Erwartung an das Erscheinen eines Messias ist seit dem 6./5. Jh. feststellbar.
Palästina wird nach dem Sturz des neubabylonischen Reiches persische Provinz (539-332), und Perserkönig Kyros II. gibt den Juden 538 die Erlaubnis, nach Jerusalem zurückzukehren und den zerstörten Tempel wieder aufzubauen. Unter dem Führer der Heimkehrer Serubbabel werden im Jahr 520 die Bauarbeiten am Tempel in Jerusalem wieder aufgenommen, 515 der 2. Tempel vollendet und eingeweiht. Serubbabel wird von den Propheten Haggai und Sacharja zum Messias ausgerufen.
458 wird der aus jüdisch-priesterlichem Geschlecht stammende »Schreiber für Religionsangelegenheiten« Esra (hebr. »Hilfe«), aus der Gruppe der nach Babylonien Deportierten, vom Perserkönig mit dem Sonderauftrag nach Jerusalem entsandt, das »Gottesgesetz« für die Jerusalemer Kultgemeinde verbindlich zu machen.
Esra kommt mit einem neuen Gesetzbuch und an der Spitze einer größeren Zahl jüdischer Rückwanderer nach Jerusalem. Durch die Einführung dieses Priesterkodex durch Esra ist die Grundlage geschaffen, auf der unter hoherpriesterlicher Führung sich die neugegründete theokratische Gemeinde entwickelt.

Das Verständnis von der »Erwählung der Wenigen aus den Vielen«, ist durch das Babylonische Exil bestätigt worden. Esra, der Träger der religös-geistigen Erneuerung, wird zum Begründer des eigentlichen Judentums.

Unterstützung findet er in Nehemia hebr. »Gott hat getröstet«). Der im jüdischen Exil in Babylon geborene Jude ist vom Perserkönig beauftragt, als Statthalter der Provinz Juda die Stadtmauern Jerusalems wiederaufzubauen. Nehemia macht sich zudem um die Stabilisierung der inneren Ordnung, wie Sabbatruhe, Tempelsteuer, Mischehenverbot und Schuldenerlass verdient. Das Buch Nehemia erzählt seine Geschichte.

Der Tempel wird 70 n. Chr. von den Römern erneut zerstört. Um das Jahr 135 n. Chr. werden die Juden aus ihrer Heimat vertrieben und über die ganze Welt zerstreut. Dies wird die Diaspora (griech. »Zerstreuung«) genannt.
Israel sieht in seiner Geschichte immer wieder die Führung durch seinen Gott als das Primäre seiner Existenz. Jahwe wird aufs engste mit der Geschichte Israels verbunden. Er ist der Befreier aus Knechtschaft und eigentliche Führer durch die Wüste, der sich auf dem Sinai offenbart.

Die Überlieferungen der Vorgeschichte sind Zeugnisse des völkischen Selbstbewusstseins, die vom Standpunkt des gesamten Zwölfstämmeverbandes aus geformt, aber ursprünglich die Erfahrungen nur einzelner, verschiedener Stammesteile sind.
Die bedeutendste dieser Überlieferungen ist die Herausführung einer Stammesgruppe aus Ägypten, die Exodus-Traditionen (Ex 1-15), die das Urbekenntnis Israels bilden.

Diese haben fundamentale Bedeutung für Israels Erwählungsglauben. Die Sinai-Traditionen (Ex 19-34), die von der Gottesbegegnung einer Stammesgruppe am Gottes-Berg in der Wüste und dem Bundesschluss zwischen Jahwe und Israel erzählen, werden zur Legende eines regelmäßig gefeierten Festes der Bundeserneuerung für den Stammesverband.
Die Erzväter-Tradition (Gen 12-50), in deren Mittelpunkt die Verheißung von Landbesitz und zahlreicher Nachkommenschaft für die Offenbarungsempfänger und Kultstifter einzelner Stammesgruppen stehen, dient ebenfalls der Unterstreichung des Erwählungsglaubens.
Das von den Vorfahren Überlieferte gilt nach der Landnahme der sesshaft gewordenen Halbnomaden nicht mehr als Sondergeschichte einzelner Stammesteile, sondern entweder als gemeinsame Erfahrung des ganzen auserwählten Volkes Israel unter Führung einzelner Helden (Mose, Josua) oder als Geschichte der Ahnherren (Abraham, Isaak, Jakob), die im Schicksal der Nachgeborenen fortwirkt.

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J H W H

Der Name des ursprünglich als Naturgott nichtisraelitischer Stämme (u.a. der Keniter) verehrten Gottes wird als Tetragramm (griech. »vier Zeichen«) mit den vier hebräischen Konsonanten J H W H geschrieben. In der Zeit Mose vollzieht sich seine Wandlung zum Gott der Geschichte Israels.

Der Gottesname Elohim, ein Plural vom seltener gebrauchten El (»Gott«), ist eine allgemeine Gottesbezeichnung der Semiten. In Verbindung mit El wird öfter die Bezeichnung Schaddaj (»der Allmächtige«) als El Schaddaj (Gen 28,3) gebraucht.
Ein häufiger Beiname Jahwes ist Zebaoth (hebr. »Heerscharen«).

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Die Tora

Das religiöse Schrifttum der Juden umfasst einen Zeitraum von 3 Jahrtausenden mit 3 Hauptepochen und Haupttypen:
Zur biblischen Literatur (ca. 1000 v. - 100n.Chr.) gehören die Bibel und die Apokryphen. Die hebräische Bibel (griech. »Bücher«; hebr. Tenach), die die Christen (gemäß 2 Kor 3,14) als Altes Testament (= Alter Bund) bezeichnen, ist in die drei Teile Tora, Nebiim und Ketubim gegliedert, und umfasst insgesamt 24 Bücher, die seit 90 n. Chr. den biblischen Kanon (griech. »Norm«) bilden und im Gegensatz zu den Apokryphen und Pseudepigraphen als verbindlich anerkannt sind.

Die Tora (hebr.»Weisung«; griech. Pentateuch = »fünfteiliges Buch«) umfasst die fünf Bücher Mose: Bereschit ( Genesis), Schemot (Exodus), Wajikra (Levitikus), Bemidbar (Numeri) und Dewarim (Deuteronomium).
Zu den Nebiim (Propheten) zählen die »ersten Propheten« (nebiim rischonim) mit Josua, Schofetim (Richter), Samuel I und II, Melachim (Könige) I und II sowie die »letzten Propheten« (nebiim acharonim) mit Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Tre Assar.
Die Ketubim (hebr. Griech. Haiographen = »heilige Schriften«) bilden die 3. und letzte Abteilung der Bibel. Sie umfassen die Tehillim (Psalmen) - eines der größten Poesiebücher der Menschheit -, Mischle (Sprüche), Hiob, Schir ha Schirim (Hoheslied), Ruth, Echa (Klagelieder), Kohelet, Esther, Daniel, Esra-Nehemia und Diwre ha-Jamim (Chronik) I und II.
Die fünf Bücher von Hoheslied bis Esther heißen zusammen Megillot (hebr. »Rollen«). Diese Schrift ist die einzige, die neben der Tora in Form einer Rolle niedergeschrieben wurde. Der Name ist dann auf die vier anderen Bücher übertragen worden, die an den Hauptfeiertagen (Pesach, Wochenfest, Gedenktag der Zerstörung Jerusalems [9.Aw], Laubhüttenfest und Purim) im Gottesdienst verlesen werden.

Septuaginta (lat. »siebzig«) ist die Bezeichnung der Bibelübersetzung in das vom alexandrinischen Judentum gesprochene Griechische. Diese Übersetzung hat das Christentum übernommen und als Altes Testament mit dem griechischen Neuen Testament zur christlichen Bibel vereinigt.
In der Verbindung mit dem Neuen Testament der Christen ist die hebräische Bibel das meistverbreitete Buch der Welt.

Talmud-Midrasch-Literatur
Im Gegensatz zur »schriftlichen Lehre« (tora schebi-chtaw) steht die »mündliche Lehre« (tora schebeal-pe), die als »nachbiblische« Lehre des Gesetzes in Mischna und Talmud aufgeschrieben ist.
Nach der Bibel ist der Talmud (hebr. lamad = »Lernen, Lehre, Belehrung«) das Hauptwerk der jüdischen Literatur. In der umfangreichen Sammlung jüdischen Traditionsgutes vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 5. Jh. n. Chr. kommen auf ca. 5900 Folioseiten mit 2,5 Millionen Wörtern ca. 2500 Autoren mit selbst entgegengesetzten Ansichten zu Wort.

Der Talmud besteht aus zwei Sammlungen. Die ältere Mischna (hebr. »Wiederholung, wiederholt Gelerntes«), bildet den Kern der »mündlichen Lehre«, überlieferter Gesetzeslehre und Gesetzesauslegung und den Grundstock des Talmuds. Sie umfasst 6 sedarim (hebr. »Ordnungen«): seraim (»Saaten«) mit Satzungen für den Landbau, moed (»Feste«) mit Geboten für die Feiertage, naschim (»Frauen«) mit Ehegesetzen, nasikim (»Schäden«) mit Zivil - und Kriminalrecht, kodaschim (»heilige Dinge«) mit Speisegesetzen und Kultvorschriften, teharot (»Reinheit«) mit Reinheitsgesetzen.

Die Mischna-Lehrer, die Tannaiten, umfassen 5 bzw. 6 Generationen mit insgesamt 150 Autoritäten. Die Mischna wird mit dem Kommentar des Maimonides zunächst 1492 in Neapel bei Soncino gedruckt.
Die Gemara (hebr. »Erlerntes, Vollendetes«) sind diejenigen Stücke des Talmudes, die sich an die Mischna anschließen und diese erläutern. Es gibt eine zweifache Gemara, eine ältere und kürzere, in Palästina redigierte, und eine jüngere, umfassendere, die aus Babylonien stammt.
Je nachdem, ob zum Mischna die babylonische oder palästinensische Gemara hinzugefügt wurde, spricht man von einem babylonischen oder palästinensischen bzw. jerusalemischen Talmud.

Man unterscheidet zwei Gattungen des talmudischen Stoffes, die gesetzlichen Teile, die Halacha, und die mehr erzählenden Teile, die Haggada.
Die »mündliche Lehre« wird von den Anti-Talmudisten zurückgewiesen.

»Christenfeindliche« Äußerungen im Talmud riefen im Laufe der Geschichte scharfe Reaktionen der christlichen Kirche hervor, die von Talmud-Disputationen, -Konfiskationen, kirchlicher Zensur der Talmud-Handschriften und Talmud-Drucke, bis zu Talmud-Verbrennungen führten.
Nicht weniger als sechs mal wurden in der 2. Hälfte des 16. Jh. für den Talmud die Scheiterhaufen errichtet.

Zur rabbinischen Literatur (bis 1800 n. Chr.) gehören u.a. die Schriften der Kabbala (hebr.»empfangen« [durch Überlieferung]) und der Chassidim (hebr. chassidim = »die Frommen«).
Kabbala bzw. Kabbalismus ist eine zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene mystische Richtungen. Die seit dem 13. Jh. übliche Bezeichnung soll ausdrücken, dass - ebenso wie die Tora - auch die Mystik ein Teil der Tradition und damit göttlichen Ursprungs ist. Ziele der Kabbalisten sind die Erkenntnis des letzten Geheimnisses, das mystische Einssein mit Gott und der irdische Messianismus.
Der Chassidismus ist die jüngste der religiös-mystischen Bewegungen. Der als Gegenbewegung gegen die Nüchternheit entstandene und in der Kabbala wurzelnde Chassidismus strebt nach einer Vertiefung der »Frömmigkeit«. Ein Charakteristikum des chassidischen Lebens ist die Freude, und alles was Freude schaffen kann, erhält daher religiösen Wert.

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Die Zehn Gebote

Die Grundlage des jüdischen Glaubens und des Bundes zwischen
Gott und dem jüdischen Volk sind

Die Zehn Gebote:
Ich bin der Ewige, dein Gott.
1. Du sollst keinen anderen Göttern dienen.
2. Du sollst Dir kein Abbild machen.
3. Du sollst den Namen deines Gottes nicht unnütz gebrauchen.
4. Du sollst den Sabbat halten und heiligen.
5. Du sollst Vater und Mutter ehren.
6. Du sollst nicht töten.
7. Du sollst die Ehe nicht brechen.
8. Du sollst nicht stehlen.
9. Du sollst nicht lügen.
10. Du sollst nicht begehren, was deinem Nächsten gehört.

Die Zehn Gebote gehören auch zum christlichen Glauben.

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Glauben

Die Juden verehren einen einzigen Gott, der die Welt erschuf, allgegenwärtig ist und ihren Gebeten zuhört. Sie glauben, dass seit Abrahams Zeiten ein besonderes Verhältnis zwischen Gott und den Juden besteht: Wenn Abraham und sein Volk Gott dienen, werden ihre Nachfahren Gottes auserwähltes Volk sein, und im »Gelobten Land« Kanaan, dem heutigen Israel leben.
Die Juden glauben auch, dass eines Tages der Messias erscheint, ein von Gott gesandter Führer, der der Welt Frieden bringt und den Tempel wiederaufbaut.
Im täglichen Leben bemühen sich die Juden um Liebe und Respekt für andere Menschen.
Ein Grundgebot des Judentums ist die Beschneidung (hebr. mila). Sie wird am 8. Tag nach der Geburt eines Jungen vorgenommen, ist Symbol und Ritus der Aufnahme in den von Gott mit Abraham geschlossenen Bund (Gen 17,10 ff.) und mit der Namensgebung verbunden.

Ein Nichtjude, der zum Judentum durch die Annahme des mosaischen Gesetzes, insbesondere durch die Beschneidung übertritt, wird Proselyt (griech. »Hinzugekommener«) genannt.
Mit 13 gelten die Jungen als reif genug, religiöse Verantwortung zu übernehmen. Bei einer Feier in der Synagoge, wo im Toraschrein die heiligen Schriftrollen aufbewahrt werden, wird der Junge Bar-Mizwa (hebr. »Sohn des Gebotes«).
Er liest aus der Tora vor und fungiert als Vorbeter der Gemeinde.
Reformgemeinden haben für Mädchen mit 12 Jahren eine ähnliche Feier, Bat-Mizwa genannt (hebr. »Tochter des Gebotes«).

Die Eheschließung gilt als göttliches Gebot. Die kidduschin (Heiligung) erfolgt unter der chuppa (hebr. »Trauhimmel«), einem auf vier Stangen ruhenden Tragzelt und geschieht durch Überreichen des Trauringes, wobei der Bräutigam der Braut den Ring ansteckt.
Der jüdische Festkalender kennt »freudige Feste« und »freudige Gedenktage« und »ernste Feste« und »traurige Gedenktage«.
Zu den »freudigen Festen« gehören die drei Wallfahrtsfeste Pesach, Schawuot und Sukkot, die an die drei wichtigsten Stationen der Volkwerdung Israels anknüpfen, Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft, Berufung zum heiligen Volk am Sinai und Wüstenwanderung unter Gottes Führung.
Zu den »ernsten Festen« zählen als hohe Feiertage das Neujahrsfest, Rosch ha-Schana, und das Versöhnungsfest, Jom Kippur; sie sind durch die Zehn Tage der Umkehr miteinander verbunden.
Als »freudige Gedenktage« werden Chanukka (Fest der Tempelweihe) und Purim (Fest zur Erinnerung an die Errettung der Juden aus der Hand Hamans) begangen.
5 »traurige Gedenktage«, 3. Tischri, 10. Tebet, 13. Adar, 17. Tammuz und 9. Ab, sind zugleich mit Fasten verbunden. Sie erinnern vor allem an die erste Tempelzerstörung (587 v. Chr.) und an die zweite (70 n. Chr.).
Zu bestimmten Gebetszeiten, morgens, mittags und abends, wird im Haus und in der Synagoge gebetet, ebenso vor und nach den Mahlzeiten, bei Geburt, Beschneidung, Hochzeit, Krankheit, Tod und auf Reisen.
Das Baraka, auch Beracha (hebr. »Segen, Lobpreisung«) ist eine Segensform für verschiedene Anlässe und Grundform des Gebets:
Gepriesen seist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt.

Eine andere Form des Gebets ist das Sch(e)ma (hebr.»Höre[Israel]«), ein nach seinem Anfangswort benanntes Bekenntnis zu Gottes Einzigkeit:

Höre Israel,
ER ist unser Gott,
ER ist EINER...
So liebe denn IHN,
deinen Gott,
mit all deinem Herzen,
mit all deiner Seele,
mit all deiner Macht.

Jeder erwachsene männliche Jude ist verpflichtet, dieses Gebet täglich morgens und abends zu rezitieren.
Vielfach erfordert das Gebet eine besondere Kleidung, z.B. die Bedeckung des Hauptes der Männer, und beim Morgengebet das Tragen des tallit (hebr. »Gebetsmantel«).

Beim Gemeindegebet ist der Vorbeter immer damit bekleidet. Der tallit ist ein rechteckiges, meist weißes Umschlagtuch aus Wolle oder Seide, mit Quasten an den vier Ecken zum Umschlagen.
Beim werktäglichen Morgengebet legt jeder männliche gesetzestreue Jude über 13 Jahren die tefillin (hebr. »Gebetsriemen«) an. Die mit Lederriemen teils am linken Oberarm gegenüber dem Herzen und teils mitten auf der Stirn befestigten würfelförmigen schwarzen Lederkapseln enthalten (unter Bezug auf Ex 13,9/16 und Dtn 6,8 und 11,18 4) Tora-Texte (Ex 13,1-10, 11-16; Dtn 6,4-9 und 11,13-21), die auf Pergamentröllchen geschrieben sind. Die Gebetsriemen sollen Denkzeichen an die Beachtung der Gebote Gottes sein.

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Koscher

Koscher (jiddisch aus hebr. kaschejr - »rein«) ist das nach dem Zeremonialgesetz für den Gebrauch Erlaubte, insbesondere die »einwandfreien« Speisen.
»Milchiges« und »Fleischiges« darf nach den Speisegesetzen weder zusammen gegessen noch mit den gleichen Gerätschaften zubereitet werden. Daher wird in einem Haushalt orthodoxer Juden für beide Speisearten je ein gesondertes Geschirr (Töpfe, Teller, Tassen, Besteck) verwendet.

Beim Wechsel von Fleischgerichten zu Milchprodukten ist ein zeitlicher Zwischenraum von mindestens 5 Stunden und in umgekehrter Reihenfolge von 2 Stunden vorgeschrieben.
Der Genuss von Schweinefleisch, Schalentieren und Tieren, die nicht rituell geschlachtet (ausgeblutet) wurden, ist verboten. Das Blut gilt den Juden als Träger des Lebens.

Ein Kernstück der Gesetzesethik ist das Sabbatgebot.
Der Sabbat (hebr. schabbat = »Ruhe«), der 7. Tag der Woche, ist ein Tag der Heiligung und Ruhe und Höhepunkt der jüdischen Woche.
Am Sabbat darf nicht gearbeitet werden, der Tag soll daran erinnern, dass Gott am siebten Schöpfungstag ruhte. Viele Juden gehen an diesem Tag in die Synagoge.
Die Sabbatfeier beginnt am Freitag bei Sonnenuntergang, 45 Minuten vor dem Einsetzen der Nacht, mit dem »Empfang des Sabbats«. Die Hausfrau entzündet die Kerzen und spricht den Segensspruch über sie. Der Hausherr weiht den Sabbat durch den Segensspruch (kiddusch) über Wein und Brot.

Am Sabbat werden drei Mahlzeiten eingenommen, die reichhaltiger als an Werktagen sind und bereits am Freitag gekocht werden. Der Unterscheidungssegen (hawdala) wird zum Sabbatausgang am Samstagabend gesprochen.
Die mit dem Ausgehverbot am Sabbat (Ex 16,29) noch zu vereinbarende Wegstrecke, die nach der Mischna 2000 Ellen (ca. 1 km) betragen darf, heißt Sabbatweg. Eine Entweihung des Sabbats gilt als Todsünde (Num 15;32ff).
Jüdischer Glaube konkretisiert sich in der Erfüllung des Gesetzes.
Die Reinheitsgesetze treffen die Unterscheidung zwischen rein und unrein.
Unter anderem ist eine Händewaschung (hebr. netilat jadjim) vor dem Morgengebet und vor und nach der Mahlzeit vorgeschrieben.
Die Unreinen werden durch kultische Waschungen wieder rein. Das Kultbad der Gemeinde ermöglicht die Erfüllung der Reinheitsgesetze. Die mikwe (hebr. »Wassersammlung, Bassin«), ist ein rituelles Tauchbad, das mindestens 800 Liter »lebendes« (=quellendes) Flusswasser oder gesammeltes Regenwasser enthält. Dieses Kultbad ist für Frauen vor der Hochzeit, nach der Geburt oder der Menstruation vorgeschrieben (Lev 15,5; Num 19,19; Dtn 23,12).


Quelle:
Professor Gerhard J. Bellinger
Knaurs Großer Religionsführer


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L I N K S

Auschwitz
http://www.wsg-hist.uni-linz.ac.at/Auschwitz/HTMLd/Home.html
Endstation Vernichtung

Dachau
http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de
Das erste KZ

internett
http://www.juden.de
Links zu jüdischen Museen und Gedenkstätten, koscher Kochen u.v.a.m.

Synagoge Wiesbaden
http://www.memo38.de
Geschichte und virtuelle Rekonstruktion

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Christentum

Christen sind Anhänger von Jesus Christus,
einem Prediger und Lehrer, der, wie geschrieben steht, vor 2000 Jahren in Palästina lebte.

Jesus wurde als Jude geboren.

Christentum   Das Leben Jesu   Die Bibel   Christliche Konfessionen   Glauben
Schuld und Sünde   Das Gebet   Gott   Vatikan

 

Christentum

Das Christentum wird auf Jesus (ca. 7/4 v. Chr. - 30 n. Chr.) aus Nazaret (Palästina; heute Israel) zurück geführt und nach dessen Ehrentitel Christus (griech. der »Gesalbte [Gottes]«) genannt. Die Anhänger werden in ihrer Gesamtheit als Christen bezeichnet.
Gemäß seiner Herkunft gehört das aus dem Judentum hervorgegangene Christentum zu den vorderasiatischen Religionen.
Das Christentum ist gegenwärtig die nach Anhängerschaft und geographischer Verbreitung größte Religionsgemeinschaft.

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Das Leben Jesu

Die christlichen Quellen, die über Jesu Leben und Wirken berichten, sind aus der Glaubensüberzeugung abgefasst, dass Jesus der verheißene Christus ist.
In erster Linie sind die Paulusbriefe (ab 50/51) und die kanonischen Evangelien (70-100) Glaubenszeugnisse. In ihnen sind Geschichte und glaubensmäßige Deutung, Legende und Leben miteinander verwoben.
Jesus, die zentrale Gestalt des Christentums, entstammt über seinen (»Adoptiv«!) Vater einer zu den Nachkommen des Königs David zählenden jüdischen Familie. Er wächst als Sohn des Zimmermanns Joseph und seiner Mutter Maria in Nazaret auf.
Von einem himmlischen Boten wird seiner Mutter das bevorstehende Ereignis seiner übernatürlichen Empfängnis, die das göttliche Pneuma bewirkt, angekündigt: Der Engel Gabriel wird von Gott in die galiläische Stadt Nazaret gesandt. Maria, die mit Joseph verlobt ist, erfährt von dem Engel, dass der Heilige Geist über sie kommen und sie einen Sohn gebären wird. Sie soll den Sohn Jesus nennen, da dieser als Sohn Gottes die Menschheit erlösen wird.
In der Weihnachtsgeschichte (Lk 2,1-19) wird die Geburt Jesu erzählt, die sich wegen der auf Jesus bezogenen Weissagung (Mi 5,1) in Betlehem, der Stadt Davids ereignen soll.
Wegen einer angesetzten Volkszählung ziehen Vater Joseph und die hochschwangere Maria nach Betlehem in Judäa. Maria kommt in einem Stall nieder. »Sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, da sie in der Herberge keinen Platz fanden« (Lk 2,7).
Hirten, die in der selben Gegend bei ihren Herden Nachtwache halten, wird von himmlischen Boten das freudige Ereignis verkündet, dass jetzt der Heiland, der Messias, geboren ist.
Der fromme Greis Simeon begrüßt und preist das Kind als Heil aller Völker, als die Eltern ihren Sohn nach jüdischer Sitte im Tempel von Jerusalem vorstellen.
Durch geheimnisvolle Sternzeichen auf das Geschehnis aufmerksam gemacht, kommen aus dem Orient Magier über Jerusalem nach Betlehem. Unter Wegweisung eines Sterns finden sie den Stall, um dem Kind Jesu, dem neugeborenen König der Juden zu huldigen und ihre Geschenke darzubringen.
König Herodes, der in jenen Tagen in Jerusalem regiert, hat von Magiern einen Hinweis auf die Geburt eines neuen Königs der Juden erhalten.
Da er in dem neugeborenen Kind einen Konkurrenten für seinen Thron sieht, lässt er in Betlehem alle Kinder bis zu zwei Jahren töten.
Vorübergehend flieht Joseph, der von einem Engel rechtzeitig gewarnt wird, mit Maria und dem Säugling nach Ägypten, um nach Herodes Tod nach Nazaret (Galiläa) zurückzukehren.
Johannes den Täufer und Jesus von Nazaret verbinden nicht nur verwandtschaftliche Bande. Im Lukasevangelium wird Jesu Kindheitsgeschichte mit der des Johannes in sich überbietender Parallelität erzählt: Verheißung der Geburt bei beiden, Begegnung der Mütter Elisabeth und Maria, Geburt und Beschneidung beider Knaben. Darüber hinaus stehen sie beide initiativ am Anfang messianischer Bewegungen.
In die Jahre 27-29 fällt die messianische Taufbewegung, mit der das Auftreten Johannes' des Täufers verbunden ist. Anfänglich steht Johannes mit der Gruppe in der Wüste von Qumran am Toten Meer (Judentum) in Beziehung. Auch diese Gruppe ist eine messianische Bewegung, die neben dem königlichen auch einen priesterlichen Messias erwartet.
In der Wüste hört Johannes das Wort Gottes. Er fordert angesichts des bevorstehenden Gerichts Gottes zur Taufe in Form des Tauchbades im Jordan auf. Die Menschen, die aus der Stadt Jerusalem und der Umgebung zu Johannes an den Jordanfluss hinausziehen, um sich taufen zu lassen, indem sie ihre Sünden bekennen, fragen ihn, was sie tun sollen.
Unter anderem rät er ihnen: »Wer zwei Röcke hat, teile mit dem, der keinen hat und ebenso der, der Speisen hat.«
Auch Jesus von Nazaret schließt sich dem Johannes an und lässt sich von ihm taufen.
Jesus erlebt bei diesem Taufgeschehen in Vision und Audition seine Berufung, die Geisterfüllung und Gottes Bekenntnis zu ihm als seinem Sohn.
Als er aus dem Wasser empor steigt, sieht er im selben Augenblick den Himmel sich spalten und den Geist wie eine Taube auf sich herabschweben. Und eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Du bist mein geliebter Sohn« (Psalm 2,7), »an dir habe ich mein Wohlgefallen gefunden« (Jes 42,1). die Einzigartigkeit Jesu Sohnschaft wird durch das hinzugefügte Adjektiv »geliebter« unterstrichen.
Jesu Sohnschaft verdeutlichen auch Markus (1,11) und Lukas (3,22) mit der in jener Zeit üblichen Adoptionsformel. Mit den Worten: »Mein Sohn bis Du« ruft Gott jeweils den neugewählten König Israels in sein Amt (Psalm 2,7). Die Taufe Jesu kann ähnlich wie die Thronbesteigung des israelitischen Königs als Einsetzung Jesu in das eschatologische Amt des Sohnes Gottes verstanden werden.
Der im Urchristentum verständliche messianische Würdenname »Sohn Gottes« wird später im ausserjüdischen Bereich nicht mehr in seinem ursprünglichen Sinn verstanden. Es wird durch die in der hellenistischen Welt üblichen Vorstellungen eine Gottessohnschaft interpretiert.
Es gibt Parallelen zwischen dem Berufungserlebnis Jesu und dem früherer Propheten (Jes 63,19; Ez 1,1; Jes 11,2; 63,11; 63,14; Ez 1,4), wo gleichfalls Himmelsöffnungen, Gottesstimme und Kommen des Geistes Zeichen der Endzeit sind.
Im Anschluss an die Taufe verlässt Jesus den Johannes und zieht sich dorthin zurück, woher der Täufer gekommen war: in die Wüste.
40 Tage und Nächte lang hat Jesus gefastet, als der Versucher an ihn herantritt. Er lässt die drei Möglichkeiten, Menschen durch Brot, Wunder und Besitz zu gewinnen, unter zweimaligem Hinweis darauf: »Wenn du Gottes Sohn bist...«, vor Jesu Seele treten, doch der Sohn Gottes weist ihn ab.
Jesus sieht die Verhaftung Johannes des Täufers - er ist nun etwa 30 Jahre alt - offenbar als Zeichen an. Er tritt nun selbst mit seiner prophetischen Sendung in Galiläa an die Öffentlichkeit.
Er sammelt JüngerInnen um sich, legt in den Synagogen die heiligen Schrifttexte aus und diskutiert über den Geltungsbereich des Gesetzes. Begleitet von seinen Anhängern zieht er durch Galiläa, insbesondere wirkt er in Kapernaum (Kafarnaum) und in der Gegend um den See Gennesaret (Genezareth). Er lehrt, predigt und verkündigt die frohe Botschaft (griech. euangelion) vom anbrechenden Gottesreich. Sie ist an alle gerichtet: Juden und Nichtjuden (Heiden), an Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Gerechte und Ungerechte und auch an die Verachteten und Verfolgten, die Jesus »selig« preist.
Das von ihm angekündigte Heil ist nicht menschliches Verdienst, sondern ein Geschenk Gottes. Jesus zeigt durch seine eigene Person die Kräfte des Reiches Gottes, das mit ihm angebrochen ist. Seine Gleichniserzählungen veranschaulichen, was Gottesherrschaft für die Menschen bedeutet und von ihnen fordert. Das richtige Verhalten der Menschen auf die gnadenhafte Zuwendung Gottes ist ein Leben und Handeln im Sinn der Gottesherrschaft. Seinen klassischen Ausdruck fand der Appell zum initiativen Handeln in der Goldenen Regel (Mt 7,12):
Alles was ich von den Menschen an Gutem erwarte, das sollt ihr ihnen tun.
Gottesliebe und Nächstenliebe sind unlösbar miteinander verbunden (Mt 12,29-31). JedeR, der Hilfe braucht ist in die Nächstenliebe eingeschlossen, selbst die Feinde (Lk 6,27f.).
Die Spruchsammlung, die als Bergpredigt bezeichnet wird, ist gleichsam das Resümee der Lehre Jesu.
Jesu Wunder unterstreichen das Lehren und Predigen vom Anbruch des Reiches Gottes. Auf die Wirksamkeit der göttlichen Kräfte deuten die im Neuen Testament gebrauchten griechischen Worte für diese Taten (dynameis = »Krafttaten«, semeia = »Zeichen«) hin. Für Jesus selbst kommen diese geheimnisvollen Heilkräfte als Zeichen des anbrechenden Gottesreiches. Sie lösen die eschatologisch-messianische Bewegung um Jesus aus. Der Gesalbte wirkt etwa zwei Jahre.
Sein Tun findet bei seinen Anhängern Zustimmung, nicht jedoch bei seinen Angehörigen und Gegnern (Mk 3,21, 3,22). Des Menschensohnes souveräne Haltung gegenüber bestimmten Vorschriften des Gesetztes provoziert die Machthaber.
Missfallen erregen insbesondere seine Einstellung gegenüber dem Sabbatgebot, den Reinheitsvorschriften und sein freier Umgang mit Leuten, die in den Augen seiner Kritiker notorische Sünder sind. Jesu prinzipiell andersgeartete Grundhaltung führt schließlich zu seiner Verurteilung, da er den Römern als politischer Messiasprätendent verdächtig ist.
Jesu frühe Überzeugung, der Sohn Gottes, des himmlischen Vaters zu sein, schildert Lukas in der Erzählung vom zwölfjährigen Jesus im Tempel. Die Eltern verstehen die rhetorische Frage des Jungen nicht, der fragt: »Wusstet ihr nicht, dass ich im Eigentum meines Vaters sein muss?« (LK 2,41-52). Das Erlebnis, dass Gott sein Vater und der Vater aller Menschen ist, prägt Jesus stark.
Das letzte gemeinsame Mahl mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Tod (Abendmahl) ist von Ereignissen überschattet, von denen die Evangelien im wesentlichen übereinstimmend berichten: Gefangennahme in Gethsemane (Gesemani), Verhör vor dem jüdischen Synedrium, Geißelung, Dornenkrönung, Verurteilung zum Kreuzestod durch den Römer Pilatus, Kreuzweg, Kreuzigung, Tod und Begräbnis.
In der Antike ist die Kreuzigung die übliche Todesstrafe für Schwerverbrecher, Kriegsverbrecher und Aufständische. Nach römischer Art wird Jesus als politischer Aufrührer gekreuzigt.
Am übernächsten Tag entdecken seine Jünger, dass sein Grab leer ist. Bevor er schließlich zum Himmel auffährt, erscheint ihnen Jesus während der nächsten vierzig Tage mehrfach.
Die Jünger Jesu und auch seine späteren Anhänger sind der festen Überzeugung, dass Gott den Messias nicht im Grab gelassen sondern vom Tod auferweckt hat (1 Kor 15,3-8;Mt 28;Lk 24; Joh 20 f.). Von Gott wird der am Kreuz Erniedrigte erhöht. Dies wird in der Geschichte von der Himmelfahrt Christi (Lk 24,51 und Apg 1,9) erzählt.
Der Name Jesus , die griechisch-lateinische Form des hebräischen Je(ho)schua, die »Jahwe ist Rettung« bedeutet, ist ein im Judentum gebräuchlicher Personenname.
Die Bezeichnung Christus, die griechische Übersetzung des aramäischen meschiha ist ein ursprünglich nur als Hoheitstitel verwandter Begriff und bedeutet »der Gesalbte«.
Schon sehr bald wird Jesus Christus nur noch als Doppelnamen verstanden und gebraucht. Jesus Christus ist die älteste und zugleich kürzeste Form des christlichen Bekenntnisses: Der Jesus von Nazaret ist der Messias, der verheißene Christus.
Der Sohn Gottes trägt außer Messias (Christus) noch verschiedene andere Hoheitstitel wie Rabbi, Erlöser, Prophet, Sohn Davids, Heiland, Menschensohn, Logos.

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Die Bibel

Das Wort Bibel (griech. biblia = »Bücher«) bezeichnet sowohl im Juden- wie auch im Christentum das »Buch der Bücher«, die »Heilige Schrift«, die als Wort Gottes für Glauben, Handeln und Leben verbindlich ist.
Die griechische Bezeichnung ta biblia (die Bücher) wurde im Mittelalter irrtümlicherweise als weiblich/Einzahl aufgefasst. Die Bibel ist eigentlich nicht ein Buch, sondern eine Bibliothek, eine Sammlung von Schriften.
Der erste Teil wird von den Christen als das Alte Testament (lat. testamentum = »Bund«) bezeichnet, entstand aus dem Bekenntnis zu Jahwe als dem Retter aus der ägyptischen Sklaverei und enthält die überlieferten jüdischen Schriften. Der zweite Teil, das Neue Testament, wurde nach Jesu Tod von Christen geschrieben.
Das Neue Testament enthält vier Berichte über die Lehren und das Leben Jesu, die als Evangelien bezeichnet werden. Es verzeichnet gleichfalls die Taten der Jünger Jesu, ihre Briefe, Schriften mit mehr geschichtlichem Inhalt, sowie eine prophetische Schrift (Apokalypse).
Das Evangelium ist die schriftliche Überlieferung der Heilsbotschaft Jesu, seines Lebens und Wirkens, seines Umgangs mit Jüngern und Gegnern und der Erniedrigung und Erhöhung seiner Person.
Die Bibel ist die Grundlage der christlichen Lehre. Sie verkündet den Willen Gottes und auch, auf welche Weise Christen ihr Leben führen sollen.
Bibelübersetzungen gibt es in ca. 1100 Sprachen und Dialekten. Die bedeutendste und zugleich älteste ist die Septuaginta (Judentum).

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Christliche Konfessionen

Im Gauben an den gekreuzigten und auferstandenen Christus schließen sich die JüngerInnen Jesu nach seiner Himmelfahrt in einem Jüngerkreis zu Gebet und Mahlfeier zusammen. Bald kommen der Brauch der Taufspendung und die Erfahrung des Gottesgeistes (Pfingstereignis: Apg 2) dazu. Es bildet sich eine christliche Urgemeinde, die sich mit ihren 12 Aposteln vom Judentum abgrenzt, sich als das neue Gottesvolk der Endzeit versteht und die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus erwartet.
Das Urchristentum bzw. die Urkirche beginnt, als zur Zeit des großen jüdischen Aufstandes gegen die Römer (66-70) die christliche Urgemeinde aus Jerusalem ins Ostjordanland auswandert, und dauert bis zum Aussterben der Apostelschüler (ca. 150 n.Chr.). Diese apostolische und nachapostolische Zeit wird in späteren Jahrhunderten oft als eine ideale und normative Zeit für das Christentum insgesamt angesehen.
Heute sind die Anhänger des Christentums in zahlreichen unterschiedlichen Organisationsformen zusammengeschlossen. Gemeinsame Glaubensgrundsätze gelten für die meisten Christen, doch gibt es viele verschiedene Arten, diese auszudrücken.
Die Christenheit unterteilt sich in drei Hauptrichtungen: orthodox, katholisch und protestantisch.
Das urchristliche Erbe der Jünger Jesu zu bewahren, beansprucht die orthodoxe Kirche für sich.
Der katholischen Kirche, an deren Spitze der Papst in Rom steht, gehören über die Hälfte der Christen an.
Die ersten protestantische Kirchen wurden gegründet, als sich im 16. Jahrhundert viele von der römisch-katholischen Kirche abwandten.

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Glauben

Christen glauben, dass Jesus der Christus (hebr. Messias, "Gesalbter des Herrn") und der Sohn Gottes war, obwohl er als Mensch lebte.
Jesus erlöste durch den Opfertod am Kreuz und seine Auferstehung die Menschheit von der Sünde.
Christen glauben an einen einzigen Gott. Dennoch beziehen sie sich auf drei Personen: Vater (Schöpfer aller Dinge), Sohn (Jesus) und Heiliger Geist (Gottes Gegenwart in der Welt). Dies wird die Heilige Dreieinigkeit genannt.
Die für Christen verbindlichen Glaubensinhalte sind in einem kirchlichen Bekenntnis formuliert. Das aus einem römischen Taufbekenntnis hervorgegangene, den christlichen Kirchen westlicher Tradition gemeinsame Apostolische Glaubensbekenntnis, auch Apostolikum bzw. Symbolum Apostolicum genannt, bezeugt den Glauben der Apostel.
Seit dem Jahre 1971 ist ein, bis auf den 3. Teil: »die heilige...Kirche«, einheitlicher Text für den deutschen Sprachraum durch die römisch-katholische, altkatholische und evangelischen Kirchen in Deutschland eingeführt:

ICH GLAUBE AN GOTT,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
UND AN JESUS CHRISTUS,
seinen eingeborenen Sohn, unserer Herrn
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST,
die heilige katholische/
christliche/
allgemeine christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

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Schuld und Sünde

Der im Buch Genesis (3,1-24) erzählte Sündenfall hat weitreichende Folgen für die ganze Menschheit. Nachdem Gott seinem erstgeschaffenen Menschen Adam verbietet, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen (Gen 2,17), bemerkt der Schöpfer, dass unter den Tieren der Welt keine Gefährtin für Adam zu finden ist (2,20). Er bemüht daraufhin erstmals die Materie, und erschafft Eva mithilfe einer Rippe Adams (Gen. 2,22-24).

Zunächst lebt das erste Menschenpaar nackt und heiter im Paradies, bis Eva, vom Teufel in Gestalt der Schlange angestiftet, eine Frucht von dem Baum der Erkenntnis nimmt und auch Adam davon zu essen gibt. Den beiden wird ihre Nacktheit bewusst und sie verstecken sich, als Gott in den Garten Eden zurückkommt. Auf seine Nachfragen erfährt der Allmächtige, was die beiden getan haben und verflucht daraufhin die Schlange und den Acker, den Adam zukünftig bestellen wird, denn er muss mit Eva das Paradies verlassen. Eva wird, so will es der zürnende Gott, ihre Kinder in Schmerzen auf die Welt bringen, Adam sein Brot im Schweiße seines Angesichtes essen (3,9-20).

Die von Adam her fortgepflanzte Verderbtheit der gegenwärtigen Menschheit wird als Erbsünde (lat. peccatum originale) oder Erbschuld bezeichnet. Die Mehrheit der Christen glaubt, dass seit dem paradiesischen Obstdiebstahl jeder Mensch mit dieser speziellen Sünde geboren wird. Protestantische Christen nehmen an, dass der natürliche Mensch in seiner Verderbtheit im Geistigen zum gottgefälligen Guten schlechthin unfähig ist. Orthodoxe und katholische Christen glauben dagegen, dass nicht alles, was der natürliche Mensch tut, Sünde vor Gott ist. Da die Menschen sich aus eigener Kraft nicht von ihrer Bindung an den ererbten Zustand der Ungnade vor Gott befreien können, sondern dazu der Heilstat der Erlösung bedürfen, hat Gott nach einem ewigen Ratschluss seinen Sohn als Erlöser auf die Erde gesandt. So ist der Sohn Gottes Mensch geworden, um durch seinen stellvertretenden (Sühne-) Tod am Kreuz, Gott für die Sünden der ganzen Menschheit Genugtuung (Satisfaktion, zu lat. satisfactio) zu geben, und diese Wiedergutmachung gilt vor Gott als ausreichend.

Die dem menschlichen Auge unsichtbare Gnade Gottes wird durch die Sakramente vermittelt. In den Ostkirchen und der römischen Kirche gibt es sieben von Christus eingesetzte Sakramente, die die heiligmachende Gnade verleihen bzw. mehren: Taufe, Firmung, Eucharistie (Altarsakrament), Buße, Krankensalbung, Priesterweihe und Ehe. Taufe, Firmung und Weihe sind unwiederholbar. Demgegenüber kennen die lutherischen und reformierten Kirchen zwei von Christus eingesetzte Sakramente: Taufe und Abendmahl. Der Gerechtfertigte kann als Anhänger aller großer Kirchen - mit Ausnahme der reformierten Kirchen - seinen einmal erlangten Gnadenstatus wieder verlieren. Die Todsünde (lat. peccatum mortale; peccatum grave), die nach katholischem Glauben den Verlust des Gnadenstandes bewirkt und die Verbindung mit Gott zerstört, wird durch drei Merkmale gekennzeichnet: Versündigung in einer wichtigen Sache oder Angelegenheit, klare Erkenntnis der Sündhaftigkeit und völlig freie Einwilligung. Fehlt eines dieser Merkmale, so handelt es sich um eine lässliche Sünde. Die Todsünde wird in der Regel nur im Bußsakrament, im Notfall aufgrund der Liebesreue nachgelassen. Als Zustand der Gottferne (altnord. Hel) wird die auf das Neue Testament (Mt 13,41-42; 2 Thess1,8-9; Offb 20,15) bezogene Vorstellung von der Hölle bezeichnet.

Auch als leibliche Qual wird gedacht, was die von Gott abgefallenen Engel (Teufel) und die als »Todsünder« unbußfertig bzw. mit noch nicht nachgelassener Schuld gestorbenen Menschen erleiden: Den ewigen Tod, die ewige Verdammnis, die ewige Strafe. Einen dritten Zustand, den des zeitweiligen Läuterungsleidens zwischen Tod und endgültigem Jenseitszustand, kennt die römische Kirche: Für diejenigen Verstorbenen, die im Augenblick des Todes zwar von schwerer Schuld frei sind, aber noch lässliche Sünden und zeitliche Sündenstrafen abzubüßen haben, für die also aktuell weder in der Hölle noch im Himmel Platz ist, gibt es das Fegefeuer (lat. purgatorium = »Reinigungsort«).

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Gott

Durch seine Allmacht, Weisheit und Güte hat Gott die Welt, d.h. alles, was außer ihm existiert, »im Anfang der Zeit« aus dem Nichts (creatio ex nihilo = lat. »Schöpfung aus dem Nichts«), allein »durch sein Wort« und nicht aus einem bereits vorhandenen Stoff erschaffen.
Innerhalb sechs Tagen hat dieser göttliche Willensakt den sichtbaren Himmel und die Erde mit ihren Bewohnern erstehen lassen.
Im unsichtbaren Himmel sind die von ihm erschaffenen unzählbaren Engel, die die Herrlichkeit Gottes und auch seine helfende Nähe veranschaulichen. Die Engel (griech. angelos = »Bote«) dienen dem Herrn als Boten an die Menschen.
Als ein Teil der von Gott als gut erschaffenen Engel abfällt, wird er von Gott für immer zur Hölle verdammt (2 Petr4; Jud6).
Der Widersacher Gottes und der böseste aller Geister (Mt 12,22-29) ist der Teufel (althochdt. »Verleumder«; hebr. Satan = »Widersacher«; griech. diabolos).
Ohne die creatio continua, die Kraft, mit der Gott zu Anfang die Welt erschuf, würde das Erschaffene wieder ins Nichts zurücksinken.
Die Macht Gottes, die über dem Weltgeschehen und Menschenleben waltet, die Weltentwicklung und menschliche Schicksale leitet, heißt Vorsehung (griech. pronoia; lat. providentia).
Wegen der creatio in allen Fällen und der pronoia wird Gott der Vater aller Menschen genannt. Abba (aram. »Vater«) ist die Anrede Gottes im Gebet Jesu. Für die Christen besteht wegen ihrer übernatürlichen Annahme an Kindes Statt ein weiterer Grund, Gott als Vater zu bezeichnen.
Dem Vater aller Menschen werden viele Eigenschaften zugeschrieben. Am häufigsten wird die Allmacht genannt.
»Bei Gott ist kein Ding unmöglich.«, heißt es bei Lukas 1,37.

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Das Gebet

Christen verehren Gott beim häuslichen Gebet ganz privat, oder bei dem sonntags stattfindenden Gottesdienst, zu dem sie sich in der Kirche versammeln.
Die meisten Kirchengebäude lehnen sich im Aufbau an die mittelalterlichen Kathedralen an. Der ganze Raum, in dem es auch ein Taufbecken gibt, ist auf den Altar ausgerichtet, eine Art großer Tisch, vor dem das Abendmahl eingenommen wird.
Während die Lesungen aus der Bibel an einem Pult stattfinden, wird die Predigt von der Kanzel aus gehalten. In der Regel leitet ein Priester den Gottesdienst, zu dem Lieder, Gebete, Bibellesungen und eine Predigt gehören.
Bei den meisten Christen steht das Heilige Abendmahl im Zentrum dieser Feier. Zur Erinnerung an das Letzte Abendmahl bei dem Jesus Brot und Wein segnete und seinen Jüngern mit den Worten reichte, dies sei sein Leib und sein Blut und beides gebe er für das Leben der Menschen hin, essen die Gläubigen ein Stück Brot (und trinken einen Schluck Wein).
Die Christen gedenken auf diese Weise des Lebens und Sterbens Jesu und feiern seine Auferstehung.
Ein regelmäßiger Bestandteil des Gottesdienstes ist auch das nach seinen Anfangsworten benannte Gebet

Vaterunser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

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Vatikan im Internet
http://www.vatican.va

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Islam

Vor rund 1400 Jahren begann der Prophet Muhammad die Botschaft des Islam zu verkünden:
Es gibt nur den einen Gott.
(arab. Allah)

Islam   Das Leben Muhammads   Der Koran   Die Ausbreitung des Islam   Allah   Glauben   Ramadan   Das Gebet   Mekka

 

Islam

Mit dem Wort Islam (arab. »Unterwerfung, Hingabe [an Allah]«) wird nicht nur die von Muhammad zu Anfang des 7. Jahrhunderts in Mekka gestiftete Religion bezeichnet, mit dem Wort Islam, das achtmal im Koran vorkommt, sind zugleich auch die religiösen Pflichten eines Muslims gemeint.

Die Anhänger des Islam werden als Islamiten bzw. Muslime (arab. »die sich [Allah] Hingebenden, Unterwerfenden«) bezeichnet.
Die englische Form Moslems ist genauso falsch wie Muselmann, die fehlerhafte Eindeutschung des türkischen "Musulman" (aus pers. Musliman).
Auch die im Abendland häufig nach dem Stifter des Islam gebräuchliche Bezeichnung Mohammedanismus für die Religion und Mohammedaner für die Anhänger, lehnen die Muslime wegen sachlicher Unkorrektheit ab.
Die Muslime bilden nach dem Christentum die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der Welt.

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Das Leben Muhammads

Schon vor seiner Geburt geschehen vielerlei Wunderzeichen. Während Muhammads Mutter schwanger geht, ruft jeden Monat eine Stimme im Himmel und auf Erden: »Heil, denn es naht die Zeit, da Abul-Kasim geboren wird, glückselig gesegnet.«
Das Leben von Abul-Kasim ibn 'Abd-Allah, der den Beinamen Muhammad (arab. »der Gepriesene«) trug, begann nach der christlichen Zeitrechnung am 20. April des Jahres 570 bzw. 571 als Sohn des Kaufmanns 'Abd-Allah und der Amina in Mekka. Sein Vater stirbt kurz vor oder nach seiner Geburt. Auf Veranlassung seines Großvaters kommt er zu einer Amme, wo er die ersten Lebensjahre verbringt und mit seinem Milchbruder die Herden weidet.
Doch schon bald kann Muhammads Mutter die Pflegekosten nicht mehr aufbringen. Der sechsjährige Muhammad verliert sie, als sie auf dem Rückweg vom Besuch ihrer Eltern unerwartet stirbt.
Nun nimmt ihn der Großvater auf. Nach dessen Ableben, zwei Jahre später, findet der Achtjährige Aufnahme in der Familie eines Onkels, mit dessen Sohn ihn zeitlebens Freundschaft verbindet. Als der zwölfjährige Muhammad den Oheim einmal auf einer Karawanenreise nach Syrien begleitet, sagt in Basra ein nestorianischer Mönch namens Bahira Muhammads prophetische Sendung voraus und rät dem Onkel, das Kind wohl zu behüten.
Unter Anleitung des Oheims wird Muhammad Karawanenführer und lernt, die Karawanen über mühsame und gefahrvolle Wege sicher zum Zielort zu führen, was in jener Zeit mit erheblichen Gefahren verbunden ist und große Verantwortung, Intelligenz und Voraussicht erfordert. Die Stadt Mekka ist ein Umschlagplatz zwischen Südarabien und Syrien, Indien und Ägypten. Hier wie auf seinen Karawanenreisen lernt Muhammad Angehörige verschiedener Religionen kennen, u.a. Juden, christliche Nestorianer, Jakobiten und Manichäer.

Mit 25 Jahren tritt der in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen lebende Muhammad in die Dienste der reichen vierzigjährigen Kaufmannswitwe Khadidja (Chadidscha), er organisiert und leitet für sie Karawanenreisen nach Syrien, wird ihr Vertrauensmann und heiratet die reiche Witwe schließlich im Jahre 595. Die beiden führen 25 Jahre lang eine glückliche Ehe aus der vier Töchter - Zainab, Ruqajja, Umm Kulthum und Fatima - hervorgehen. Dazu wird Zaid ibn Haritha, ein freigekaufter Sklave, adoptiert.
Als Muhammad fünfunddreißig Jahre alt ist, wird er dazu ausersehen, den »schwarzen Stein« in der Ecke der Ka'ba wieder einzusetzen, nachdem dieser bei einer Zerstörung der Ka'ba aufgefunden worden war. Von nun an zieht sich Muhammad immer öfter in die Einsamkeit der kahlen Berghänge zur Meditation zurück.

Eines Nachts, in der »Nacht des Schicksals«, es ist die letzte Dekade des Monats Ramadan im Jahre 610 und der vierzigjährige Muhammad ist in einer Höhle unterhalb des Berges Hira eingeschlafen, hat Muhammad im Traum eine überwältigende Erscheinung des Geistes. Der Bote reicht ihm die Schriftrolle und fordert: »Lies!« Muhammad aber entgegnet: »Ich kann nicht lesen.« »Lies, lies!« ruft der Bote dem Träumenden zu und presst ihm die Rolle an die Brust. Als Muhammad fragt: »Was soll ich lesen?«, spricht der Bote:
»Lies! Im Namen deines Herrn, der alles erschaffen hat, und der erschuf den Menschen aus geronnenem Blut. Lies, denn dein Herr ist der gnädigste, der den Gebrauch der Feder gelehrt, und den Menschen lehrt, was er nicht gewusst.« (Sure 96,1-5)
So liest denn Muhammad und der Bote verlässt ihn. Als Muhammad schließlich erwacht, ist ihm, als seien ihm die gelesenen Worte ins Herz geprägt. Noch auf dem Berge weilend hört er eine Stimme vom Himmel ihn als Gesandten Allahs grüßen: »Muhammad, du bist der Erwählte Allahs, und ich bin Gabriel.« Muhammad sieht einen riesengroßen Engel aufrecht am Horizont stehen.
Über Vision und Audition zutiefst erschrocken, kehrt Muhammad voll Angst in sein Haus zurück, wo er der Khadidja das Offenbarungserlebnis erzählt. Sie ist die erste, die an seine Sendung glaubt und sie stärkt ihn mit ihren Worten.
Der Erwählte aber möchte die Welt und sich selbst fliehen und sucht jetzt öfter die Bergwelt des Hira auf. Er findet keine Ruhe und trägt sich in dieser Niedergeschlagenheit, als er schließlich glaubt, Gott habe ihn verlassen, mit Selbstmordabsichten. Da spricht der Engel Gabriel ein zweites Mal zu ihm und erinnert ihn an die traurigen Tage seiner Kindheit und Jugend, die nun vorüber sind:
»Dein Herr hat dich nicht verlassen und nicht gehasst!... Fand er dich nicht als Waise und nahm dich auf? Und fand dich irrend und leitete dich? Und fand dich arm und machte dich reich?« (Sure 93,3/6-8)
Während der nächsten drei Jahre bleibt die Offenbarung Allahs das Geheimnis nur weniger Vertrauter. Außer Khadidja erfahren nur die mit Muhammad verwandtschaftlich verbundenen (späteren Kalifen) Abu Bakr, Uthman und 'Ali von ihr.
Nach diesem fatra genannten Zeitraum wird Muhammad im Jahre 612/613 eine weitere Offenbarung zuteil, bei der er aus Ehrfurcht sein Haupt verhüllt:
»O du (mit deinem Mantel) Bedeckter. Steh auf und warne!« (Sure 74, 1f.)
»O Prophet, verbreite, was von deinem Herrn auf dich herabgekommen. Wenn du es nicht verkündest, hast du deine Sendung nicht erfüllt ... Sage, was gut und sage, was schlecht ist, wie dir gesagt wurde, und fürchte die Ungläubigen nicht.«

Von jetzt an tritt Muhammad mit seiner prophetischen Botschaft öffentlich in Mekka auf. Er ist der unerschütterlichen Überzeugung, der berufene Gesandte Allahs für die Araber zu sein und fordert die Menschen auf, keine Götzen mehr anzubeten, sondern Allah, dem einzigen wahren Gott, zu dienen. Er versteht sich als letzter und größter der vorangegangenen 124000 Propheten Allahs, unter denen vor allem Mose und Jesus hervorragende Stellungen einnehmen. Muhammad sieht sich als einen Freudenboten für die Gläubigen und einen Strafprediger für die Ungläubigen.
Seine prophetische Verkündigungen beruhen auf den fortgesetzt empfangenen Offenbarungen der Suren des Korans, die er Zeit seines Lebens empfängt.
Ihn fröstelt und schaudert, wenn er das Kommen einer neuen Offenbarung verspürt, und er lässt sich einen Schleier oder Mantel reichen, unter dem man ihn stöhnen, röcheln und schreien hört. Der Prophet ist nach jeder Offenbarung in Schweiß gebadet.
Von 612 - 622 verkündigt Muhammad das Nahen der Endzeit und mahnt angesichts des bevorstehenden Gerichts zu Buße und Wohltätigkeit. Der Einzigartigkeit Allahs schulden die Gläubigen völlige Unterwerfung (Islam).
Unter den Armen und Sklaven der Vorstadt findet der Prophet seine ersten Anhänger.
Dagegen wird die Haltung der herrschenden Kuraishiten immer abweisender, die durch die neue Predigt ihren bisherigen Glauben bedroht sehen, der auch ihren Stamm und ihre Gemeinschaft zusammenhält. Es kommt zu Gewalttätigkeiten gegen Muhammads Anhänger.

Die Oberschicht betrachtet ihn als Streit-Stifter. Sie fürchten um ihren Einfluss und lehnen Muhammad als verrückten Poeten ab. Schließlich belegen sie ihn mit einem Bann: Niemand darf mehr mit den Mitgliedern des Hauses Hashim reden. Keiner darf ihnen Lebensmittel verkaufen. Der Prophet rät seinen bedrängten Anhängern daraufhin, nach Abessinien auszuwandern.
Muhammads Leben ist, wenngleich er selbst nur die Offenbarung des Korans als (einziges) Wunder gelten lässt, reich an Bemerkenswertem: Wunder der Speisung und Heilung, Wasserwunder und Wunder mit der Teilung des Mondes in zwei Hälften. Die "mystische Entrückung" im Sterbejahr seiner Frau und seines Onkels, gilt als sein größtes Wunder: Er wird vom Engel Gabriel auf der weißen Stute Burak von Mekka nach Jerusalem entführt. Der Erwählte steigt in die sieben Himmel auf, in denen er nacheinander Adam, Johannes und Jesus, Joseph, Idris, Aaron, Mose, und Abraham dann im 7. Himmel begegnet, die ihn als rechtschaffenen Bruder und Propheten willkommen heißen. Muhammad erreicht, dass die den muslimischen Gläubigen auferlegten ursprünglich 50 Pflichtgebote (salat) auf 5 pro Tag reduziert werden.
Noch im selben Jahr 620 heiratet der Prophet die Witwe Sauda und verlobt sich mit einer Tochter abu Bakrs, der sechs-/siebenjährigen 'A'isha (Aischa), die ab 623 seine Lieblingsfrau ist.

Muhammad entschließt sich 622 nach Jathrib auszuwandern, nachdem ihn 18 von ihm selbst bekehrte Männer aus der Oase Jathrib bitten, überzusiedeln und ihr Oberhaupt zu werden. Auch wegen der Konflikte mit den Machthabern seiner Vaterstadt scheint dies angeraten: Die Kuraishiten beschließen, den unbequemen Propheten zu töten. In Jathrib kommt er mit einigen Getreuen (muhadjirun = »Emigrant«) vermutlich am 20. September 622 an.
Die Stadt Jathrib wird später in Madina an-Nabi (Medina) umbenannt.
Das Jahr der »Auswanderung« (hidjra, Hedschra) Muhammads von Mekka nach Medina wird seit dem Kalifen 'Umar als Beginn der islamischen Zeitrechnung angesetzt, jedoch nicht mit dem Tag der hidjra, sondern mit dem dem 16. Juli des Julianischen Kalenders.

In Medina wird Muhammad als Emir das politische Haupt der Stadt. Er übernimmt jetzt zu seiner prophetischen Tätigkeit auch die Rollen des Staatsmanns, Gesetzgebers und Feldherrn. Dort, wo er in Medina ankam, lässt er die erste Moschee des Islam erbauen. Auf einem weiteren Grundstück wird das Wohnhaus des Propheten und eine zweite Moschee errichtet.
Hier in Medina ändert sich der Inhalt seiner Offenbarungen vom bislang Endzeitlichen (Paradiesfreuden, Höllenstrafen) zum Staatspolitischen, Juristischen und Sozialethischen.
Standesgemäß unterhält er einen Harem, zu dem neun Frauen gehören.
Ab 623 werden mekkanische Karawanen, die an Medina vorbeiziehen, zur Bestrafung der Mekkaner für ihren Unglauben und ihre Ablehnung des Propheten, überfallen und ausgeplündert. Als Muhammad im Jahr darauf versucht, der großen Karawane der Kuraishiten den Rückweg aus Syrien abzuschneiden, kommt es zur offenen Schlacht. Der Prophet siegt mit seinen 300 Gefolgsleuten über 950 Mekkaner.

Die Sure 8, 17 sagt, dass es Allah ist, der die Feinde erschlägt und den Sieg erringt. So kommt es mit der Zeit zur Vorstellung, dass die Form kriegerischer Ausbreitung der islamischen Herrschaft von Allah gewollt sei. Die Idee des »Heiligen Krieges«, des djihad, ist damit geboren.
Muhammad wird zum erbitterten Gegner des Judentums, da die Juden in Medina sich weigern, seine Lehre anzunehmen. Der Prophet sieht sich als Erneuerer der »Religion Abrahams«, die durch die »Schriftbesitzer«, Juden und Christen, verfälscht worden ist, und deren Mittelpunkt die Ka'ba in Mekka war.

Muhammad bestimmt im Februar 624, dass von nun an statt Jerusalem die Ka'ba in Mekka als kibla (»Gebetsrichtung«) gelten soll. Er macht den Freitag zum Wochenfeiertag und ersetzt den nach jüdischem Vorbild eingeführten Fasttag (ashura) durch den Fastenmonat Ramadan.
Die Kurashiten, zum Vergeltungsschlag gerüstet, rücken im Frühjahr 625 mit 3000 Mann gegen Medina vor und besiegen Muhammads Gefolgsleute am Berg Uhud. Der Prophet wird verletzt. Ein Stein spaltet seine Lippe, ein Pfeil durchbohrt seine Wange, er verliert zwei Zähne.
Zwei Jahre später belagern die Mekkaner Medina erneut, müssen jedoch nach einigen Wochen wieder abziehen. Nun vertreibt Muhammad die in Medina ansässigen jüdischen Stämme, die mit den Mekkanern sympathisieren. Der Prophet lässt 600 Männer töten und ihre Frauen und Kinder als Sklaven verkaufen. Er gewinnt die Beduinen als Bundesgenossen gegen Mekka.

Im April 628 unternimmt Muhammad eine Wallfahrt nach Mekka, ohne jedoch ans Ziel gelangen. Er kann allerdings einen Waffenstillstand für zehn Jahre mit den Mekkanern vereinbaren. Schon im März 629 zieht Muhammad mit seinen unbewaffneten Anhängern friedlich in Mekka ein, betet seine Gebete, umschreitet das Heiligtum der Ka'ba, besucht das Grab der Khadidja und kehrt dann nach Medina zurück.
Ein Jahr später kommt der Prophet mit 10000 Mann nach Mekka. Er kann triumphierend und ohne Widerstand im Monat Ramadan auf einem Kamel sitzend in seine Vaterstadt einziehen. Er umreitet siebenmal die Ka'ba, zerschlägt mit einem Stab die altarabischen Götterbilder im heiligen Bezirk, mit Ausnahme des »schwarzen Steins«, und erklärt Mekka zur »heiligen Stadt« des Islam. Nachdem er die Neuordnung der Wallfahrt zur Ka'ba organisiert hat, kehrt er nach Medina zurück.

Mit 90000 Pilgern unternimmt Muhammad 632 seine »Abschiedswallfahrt« zur heiligen Stadt. Er erkrankt nach seiner Rückkehr nach Medina, begibt sich dennoch in die Moschee um zu predigen, Recht zu sprechen und Rat zu erteilen. Am 8. Juni 632 kehrt er, nach einem letzten Besuch in der Moschee, zu 'A'isha, seiner Lieblingsfrau zurück.

Muhammad antwortet dem Todesengel, der eintritt, und den Propheten um die Erlaubnis bittet, seine Seele von ihm zu nehmen:»O Tod, tu dein Werk.«

Er legt den Kopf in 'A'ishas Schoß, »Der Freund, der Höchste, aus dem Paradies« sagt er, und stirbt. Muhammad hinterlässt 3 Konkubinen und einen Harem von 9 Frauen, die als »Mütter der Gläubigen« nicht wieder heiraten.
Drei Nächte nach seinem Tod wird der Prophet an der Stelle begraben, wo er gestorben ist. Heute liegt sein Grab innerhalb der durch Anbauten erweiterten Moschee in Medina. Sie ist von einem Gitter aus Schmiedeeisen und Messing umgeben, auf der in mehrfacher Wiederholung das islamische Glaubensbekenntnis steht:

»Es gibt keinen Gott außer Allah; Muhammad ist der Gesandte Allahs.«

Muhammad, der sich Zeit seines Lebens als Mensch sah, wird im späteren Islam mehr und mehr zu einem Übermenschen erhoben, indem man seine Sünden- und Irrtumslosigkeit lehrt und ihn zum vollkommenen Menschen erklärt. Muhammads Leben, in Überlieferungen und Biographien beschrieben, gilt für die Muslime als vorbildlich.

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Der Koran

ist das heilige Buch der Muslime. Für sie ist der Koran (dt. Vortrag, Lesung) das Wort Allahs.
Die Muhammad vom Engel Gabriel in den Jahren 610 - 632 übermittelten Offenbarungen sind die Wiedergabe einer im Himmel befindlichen Urschrift, der auch die Tora des Mose (Judentum) und die Evangelien Jesu (Christentum) entstammen. Allah hat von Zeit zu Zeit durch die Propheten Offenbarungsschriften geschickt, zuletzt durch Muhammad den Koran.
Der Koran besteht aus 114 Suren (arab. »Abschnitte, Kapitel«), die wiederum 6236 ajat (arab. »Zeichen, Verse) umfassen.

Den zwei großen Abschnitten in Muhammads Leben entsprechen die in die medinensischen und mekkanischen Suren unterschiedenen Offenbarungen, wobei die mekkanischen den sprunghaften, doch hinreißenden Stil des Propheten, die medinensischen dagegen den nüchternen Stil des Staatsmannes und Gesetzgebers zeigen.
Der Koran enthält Lobpreisungen Allahs, prophetische Erzählungen über vorislamische Offenbarungsträger wie Abraham, Mose und Jesus, Ermahnungen und Belehrungen, endzeitliche Warnungen und Schilderungen des Gerichts.
Nach der hidjra nehmen gesetzliche Bestimmungen, lehrhafte Stücke, rechtliche Weisungen und auch Texte der Selbstverteidigung zu. (Etwa Muhammads Rechtfertigung seiner Ehen in Sure 33.)
Der Koran sagt den Gläubigen, wie man betet und mit anderen umgeht, was man anziehen und essen, und wie man leben soll.
Ursprünglich der Weg zum Tränkplatz, meint die shari'a (arab.»Gesetz«) heute den zu befolgenden Weg überhaupt, das kanonische Gesetz, die religiösen Pflichten.

Das auf Allah als obersten Gesetzgeber zurückgeführte Recht ist stattliches und religiöses Recht zugleich, da der Islam von der Identität der muslimischen Gemeinde (umma) mit dem Staat ausgeht.
Die shari'a, »die Gesamtheit der auf die Handlungen des Menschen bezüglichen Vorschriften Allahs« regelt die Beziehungen der Muslime zu Gott, zum Mitmenschen und zur Gemeinschaft. Sie umfasst das gesamte religiöse, soziale, individuelle und politische Leben der Muslime.
Neben den gesetzlich erlaubten Dingen (halal) gibt es gesetzlich verbotene Dinge (haram).

Die Wissenschaft von der shari'a heißt fikh (arab. »Einsicht, Vernünftigkeit«). Die Gesetze werden in drei größere Sparten eingeteilt: kultische und rituelle Verpflichtungen, bürgerlich-juristische Verhältnisse und strafrechtliche Bestimmungen. Letzter sehen für bestimmte Vergehen wie Unzucht, Diebstahl, Wegelagerei und Trunksucht strengste Strafen vor (Steinigung, 1000 Geißelhiebe, Abhacken der rechten Hand u.a.), um dem Gesetzesübertreter Gelegenheit zu geben, noch zu Lebzeiten Buße zu tun.
Die staatlich anerkannten Rechtsgelehrten heißen mufti (arab. »Entscheider«). Sie entscheiden, ob die ihnen vorgetragenen Streitfragen im Sinne der shari'a zu bejahen oder zu verneinen sind. Unbedingte Gesetzeskraft kommt dem von ihnen angefertigten Gutachten (fatwa) zu, das von dem rechtsprechenden islamischen Richter (kadi) berücksichtigt werden muß.

Die in Persien und Indien übliche Bezeichnung der Rechts- und Korangelehrten ist molla bzw. mullah (pers.; arab.: mawla = »Herr«).
Das Verbot figürlicher Darstellung alles Lebendigen, das durch die Aussprüche des Propheten Hadith begründet ist, lässt in der islamischen Kunst eine abstrakte Dekorationskunst (Arabesken, Mauresken) entstehen.
Die Bauornamentik ist fast ausschließlich geometrischer Natur. Selten werden stilisierte Tiere und Pflanzen verwendet.
Im Ornament spielt die Schrift eine besondere Rolle, sie erfährt im sogenannten Kufi ihre besondere geometrische Ausgestaltung.
Im höfischen und bürgerlichen Bereich Persiens und Indiens wurde das nur in der religiösen Kunst strikt eingehaltenen Verbot figürlicher Darstellung durchbrochen. Im Mittelalter entstand eine religiöse Ikonographie selbst mit Darstellungen des Propheten in der Miniaturmalerei.

Es gehört zur muslimischen Erziehung, den Koran zu lernen. Selbst wer kein Arabisch versteht, versucht ihn im Original zu lesen. Wer den gesamten Koran auswendig rezitieren kann, erhält den Ehrentitel hafis (arab. »Bewahrer«).
Auf dem Umstand, dass Mohammad einiges aus den ihm bekannt gewesenen jüdischen und christlich-nestorianischen Texttraditionen übernommen hat, beruhen die vielfältigen Parallelen des Korans zu Erzählungen und Aussprüchen der jüdischen und christlichen Bibel.
In Sure 3,19 werden noch die in vorislamischer Zeit als Töchter Allahs hochverehrten Göttinnen, die der Venus gleiche al-Uzza (= »die Mächtige«), die Schicksalsgöttin Manat und die Sonnengöttin al-Lat (= »die Göttin«) genannt.

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Die Ausbreitung des Islam

Nach Muhammads Tod breitete sich der Islam rasch in Arabien und seinen Nachbarländern aus. Im 7. und 8. Jahrhundert wurde ein riesiges islamisches Reich, das von Spanien über Nordafrika bis Indien reichte, von muslimischen Heeren errichtet.
Noch weiter nach Osten wurde der Glauben von muslimischen Kaufleuten gebracht. Mit der Ausbreitung des Islam verbreiteten sich auch die islamische Kunst, Kultur, Architektur und Wissenschaft. Das Schachspiel brachten im 10 Jahrhundert Muslime mit nach Europa. Es kam ursprünglich aus Indien.
Heute sind über 20 Prozent der Weltbevölkerung Muslime. Sie leben in mehr als 120 Ländern.

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Allah

Der Monotheismus bildet die Grundlage des Islam. Es gibt keinen Gott außer Allah.
Allah (aus arab. al-ilah = »der Gott«) ist die Bezeichnung für das höchste Wesen. Mit dem in vorislamischer Zeit bekannten ilah (syr. alaha; hebr. el) wird jeder Gott benannt. Mit Allah wird die Hauptgottheit bezeichnet: »Gott des Hauses« in Mekka.
Durch Muhammad wird aus diesem Hauptgott des vorislamischen, altarabischen Henotheismus, in Mekka unter dem Symbol des »schwarzen Steins« verehrt, der einzige Gott des islamischen Monotheismus, Allah, dessen Name im Koran 2685 mal vorkommt.

Zu Allahs Hofstaat gehören auch die Engel (mala'ika), die geschlechts- und sündelos sind, nicht essen und trinken. Außer für die Tiere sind die Engel gewöhnlich unsichtbar. Die Djinn, Mischwesen zwischen Engeln und Menschen, sind Geschlechtswesen, sie essen, trinken und sind entweder gut oder böse, gläubig oder ungläubig und stehen unterhalb der Engel; jeder Mensch hat einen dieser guten und bösen Genien an seiner Seite.

Iblis bzw. Shaitan (=Satan), gilt als Haupt der Teufel. Bis zur Auferstehung von den Toten (Sure 38, 73 ff), ist er aus dem Paradies verstoßen, weil er als einziger Engel dem ersten Menschen Adam die von Allah befohlene Huldigung verweigerte.
Um den durch Shaitan verführten Menschen zu helfen, hat Allah 124000 Propheten (nabi) gesandt. 313 davon waren höhere Gesandte und Apostel (rasul), von denen 28 im Koran genannt werden. Adam wird als erster genannt. Dann u.a. Ibrahim (Abraham), der »Freund Gottes«, Musa (Mose) und Isa (Jesus).
Allah hat, da ein gerechter Prophet nicht unschuldig sterben kann, in letzter Minute den Leib Jesu am Kreuz durch den Leib eines anderen Menschen ersetzt, so dass Jesus, ohne am Kreuz sterben zu müssen, in den Himmel auffahren konnte, um dereinst wiederzukommen, das Jüngste Gericht einzuleiten.
Nach Muhammad, dem »Siegel der Propheten« (Sure 33, 40) wird kein Prophet mehr kommen. Mit ihm ist die Offenbarung als Vorgang und Lehrinhalt abgeschlossen.

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Glauben

Die Glaubensätze der Muslime sind überall auf der Welt gleich. Die Grundpflichten werden die »fünf Säulen des Islam« genannt.

Die erste Säule ist das Glaubensbekenntnis, die shahada: »Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist sein Prophet.«
Die zweite Säule ist die salat, das Pflichtgebet.
Die dritte Säule ist die zakat, Wohltätigkeit, das Geben von Almosen an Arme und Bedürftige.
Die vierte Säule ist das sawm, das Fasten im heiligen Monat Ramadan.
Die fünfte Säule ist der hadjdj, die Pilgerfahrt nach Mekka, die alle Muslime wenigstens einmal im Leben unternehmen sollen.
Bei den Kharidjiten und Isma'iliten kommt als sechste Säule und Grundpflicht djihad, Gaubenskrieg hinzu.

Der djihad (Schihad; arab. »Anstrengung«) als Glaubenskrieg der Muslime gegen alle Nicht-Mulime wird aus zwei Stellen des Koran abgeleitet: »So erschlaget die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packt sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf. So sie jedoch bereuen und das Gebet verrichten und die Armensteuer zahlen, so lasst sie ihres Weges ziehen«. (Sure 9,5; vgl. auch Sure 2, 186-189).
Der Glaubenskrieg wird in den medinischen Suren behandelt, zunächst als Kampf gegen Angreifer und Abgefallene, später dann gegen die Ungläubigen, wobei die Schriftbesitzer (ahl al-kitab = »Leute des Buches«), wie Juden, Christen, Sabäer und Zoroastrier bei Zahlung einer Kopfsteuer und Einfügung in die islamische Staatsordnung ausgenommen sind.
Der Heilige Krieg dient der Ausbreitung des islamischen Staatsgebietes, nicht unbedingt der gewaltsamen Islamisierung der Ungläubigen.

Die ganze Welt mitsamt der Menschheit wird nach islamischem Staatsrecht theoretisch zweigeteilt in dar al-islam (»Islam-Gebiet«) und dar al-harb (»Kriegsgebiet«). Dar al-islam meint die bereits unter muslimischer Herrschaft stehenden Länder, dar al-harb bezeichnet die potentiellen Kriegsschauplätze, bis auch diese Länder zu »Islam-Gebiet« geworden sind.
Die Verpflichtung zum Heiligen Krieg besteht also so lange, bis die ganze Welt unter muslimischer Herrschaft und damit unter der Ordnung Allahs steht.
Die Verpflichtung zum Heiligen Krieg besteht nicht für ein Individuum, jedoch für die muslimische Gemeinde insgesamt, sobald sie dazu in der Lage ist.
Die Zeit der Waffenruhe zwischen den Kriegen soll 10 Jahre nicht überschreiten, wobei die jährlichen Vorbereitungen zum Heiligen Krieg als Kriegsjahre zählen.
Der djihad muss von einem muslimischen Herrscher oder Imam geleitet oder beaufsichtigt werden.
Ein Muslim, der kämpfend »auf dem Weg Allahs« sein Leben lässt, ist ein Märtyrer (shahid) und kommt daher direkt ins Paradies, wo zur Belohnung zweiundsiebzig Jungfrauen, die huris, den Gotteskämpfern zu willen sind.

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Ramadan

Das muslimische Jahr ist reich an Festen und Feiern. Am wichtigsten ist der heilige Monat Ramadan. Der Ramadan ist der Name des 9. Monats im islamischen Kalenderjahr, der im Verlauf der (Mond-) Jahre in alle Jahreszeiten fallen kann. In dieser Zeit besteht die Pflicht des gesetzlichen Fastens (arab. sawm).
Im 2. Jahr der hidjra führte Muhammad anstelle des bis dahin nach jüdischem Vorbild gefeierten Versöhnungs- und Fasttages 'ahura' diesen im Koran namentlich erwähnten Monat (Sure 2, 185) als Fastenmonat ein.
Die volljährigen, gesunden Muslime fasten nach vorausgegangener Absichtsfassung (niya) von Morgengrauen, von dem Zeitpunkt an, da ein weißer Faden von einem schwarzen unterschieden werden kann, bis Sonnenuntergang, d.h. sie essen und trinken in dieser Zeit nichts, enthalten sich des Rauchens und des Geschlechtsverkehrs.
Fasten soll die Selbstdisziplin stärken, darüber hinaus erinnert es an Armut und Hunger und macht den Gläubigen damit Allahs Güte noch stärker bewusst.
Wenn der Neumond am Himmel erscheint, endet der Ramadan. Das Ende des Fastens begehen die Muslime mit dem Fest des Fastenbrechens, id al-fitr. Sie gehen in die Moschee, besuchen Freunde und Verwandte und nehmen ein Festmahl ein.
Muslimen ist generell der Genuss von Schweinefleisch, Fleisch eines Tieres, bei dessen Schlachtung Allahs Name nicht genannt wurde, und Alkohol untersagt. Verboten sind darüber hinaus Zinsen, Glückspiele und damit zugleich - in orthodoxen Kreisen - Versicherungen.

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Das Gebet

ist die zweite Säule des Islam. Fünf mal am Tag sollen Muslime beten: bei Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und nachts.
Die Gläubigen beten auf arabisch und bewegen sich dabei, kurz gefasst, in einer bestimmten Reihenfolge: Sie orientieren sich nach Mekka, verbeugen sich, knien nieder, berühren mit Stirn und Nase den Boden und setzen sich wieder auf die Fersen.
Sofern sie einen sauberen Platz wählen oder einen Gebetsteppich auf den Boden legen, können Muslime überall zu Allah beten.
Lediglich am heiligen Freitag haben die Männer die Pflicht, in der Moschee zu beten.

Vom freistehenden hohen Turm, Minarett, von dem ein als Muezzin bezeichneter Mann die Gläubigen zum Gebet ruft, blickt man auf einen großen offenen Vorhof (sahn) mit umlaufenden schattigen Arkaden (riwaqs) herab, in dem sich mida, Brunnen für zeremonielle Waschungen, befinden. Wasser ist ein Symbol für Reinheit. Die Gläubigen können sich waschen, bevor sie die Moschee betreten. Quer zum Hof liegt der Betsaal (sulla).
Frauen und Männer beten getrennt voneinander. Sie blicken in Richtung Mekka. Im Betsaal gibt der mihrab, ein Bogen oder eine Nische in einer der Wände, die Gebetsrichtung an.
Daneben befindet sich eine Kanzel, minbar genannt, auf der der Vorbeter (imam) die Predigt hält.
Frauen können das Freitagsgebet besuchen. Für sie gibt es keine Verpflichtung. Viele sprechen ihre Gebete zu Hause.

Spezielle Gebete begleiten jede Lebensstufe eines Muslims. Dem Neugeborenen werden als erstes Gebete ins Ohr geflüstert. Es sind die ersten Worte, die das Kind hört. Die »aqiqah«, die Zeremonie der Namensgebung folgt nach sieben Tagen.
Das Familienleben hat große Bedeutung. Die Ehe wird vom Koran gefördert. Eine Scheidung ist jedoch möglich. Der Muslim kann die Ehe ohne Begründung durch einfache Scheidungserklärung (dreimaliges Aussprechen der Trennung) auflösen, dagegen können weibliche Muslime eine Scheidung nur über einen langwierigen Prozessweg eventuell erreichen.
Da der Leichnam nicht beschädigt werden darf, werden Verstorbene mit dem Kopf in Richtung Mekka begraben und nicht eingeäschert.

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Mekka

Hadjdj (Hadsch), die Wallfahrt nach Mekka, zum Tal 'Arafat und nach Mina versuchen alle Muslime wenigstens einmal im Leben auszuführen, sofern sie wirtschaftlich und gesundheitlich dazu in der Lage sind.
Während zu jeder Zeit des Jahres die »kleine Pilgerfahrt« nach Mekka unternommen werden kann, findet die »große Pilgerfahrt« im letzten Monat des Mondjahres, Dhu 'l-hidjdja, statt. Die große Pilgerfahrt gilt als Erfüllung des religiösen Lebens. Derjenige, der den hadjdj unternommen hat, darf sich hadjdji (Hadschi; [Mekka-]»Pilger«) nennen.

Zwanzig Kilometer vor Mekka unterziehen sich die Pilger einer rituellen Reinigung. Die Wallfahrer kleiden sich alle in die gleichen schlichten Gewänder, zwei ungesäumte, weiße Tücher, um zu zeigen, dass vor Allah alle gleich sind.
Zwei Tage darauf betreten die Pilger in Mekka den heiligen Bezirk (haram), einen 164x108 Meter großen säulenumgebenen Hof, in dem sich auch der ZamZam-Brunnen befindet, dem die Gläubigen Wasser entnehmen und in dem sie ihre Kopftücher waschen.
In der Mitte des haram befindet sich die Ka'ba (Kaaba; arab. »Würfel«; 10 m breit, 12 m lang, 15 m hoch). Die Ka'ba ist mit einem schwarzen Brokatteppich bedeckt, der nur über der Eingangstür hochgerafft ist.
Siebenmal umkreisen die Pilger die Ka'ba gegen den Uhrzeigersinn. Sie küssen den »schwarzen Stein«, einen in einer Höhe von 1,5 m über dem Boden in einer breiten runden Silberfassung in der südöstlichen Wandseite der Ka'ba eingemauerten Meteoriten von 30 cm Durchmesser. Dann gehen oder laufen die Pilger zur Erinnerung an Hagar, die Mutter Ismaels sowie Magd und Nebenfrau Abrahams, siebenmal hintereinander zu den Anhöhen zwischen den zwei nahe gelegenen Hügeln Marwa und Safa.
Am folgenden Tag wird das Mittagsgebet im Tal 'Arafat gesprochen, wo sich das große Lager der Pilger befindet.
Am dritten Tag suchen die Pilger den Ort Mina auf, wo sie (als Steinigung des Teufels) Steine auf drei Haufen werfen.
Mit dem Opferfest ad al-adha, bei dem ein Schaf oder eine Ziege geschlachtet wird, endet der hadjdj.
Jedes Jahr wird die Ka'ba in Mekka von über zwei Millionen Muslimen besucht.

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